Das LVR-Landesjugendamt Rheinland unterstützt Kommunen dabei, Kinder und Jugendliche besser zu beteiligen. Wie machen Sie das?
Anne Brülls: Wir bieten Beratung und Fortbildung zum Thema Kinder- und Jugendbeteiligung und Jugendpolitik an. Wir unterstützen bei Konzeptentwicklungen, der Etablierung von Beteiligungsprozessen und der Umsetzung von Qualitätsstandards für Beteiligung auf kommunaler Ebene. Fachkräfte qualifizieren wir durch Tagungen, Seminare und Fachvorträge – auch vor Ort. Wir sind gut vernetzt, dokumentieren Beispiele gelungener Praxis und entwickeln Arbeitshilfen. Im letzten Jahr haben wir beispielsweise gemeinsam mit dem Netzwerk Jugendpolitik NRW die Handreichung
Kinder- und Jugendbeteiligung für eine lebenswerte Kommune
herausgegeben. Gerne präsentieren wir auch jugendpolitische Themen im Jugendhilfeausschuss. Wir begleiten bei der Erstellung der kommunalen Kinder- und Jugendförderpläne – unter anderem auch bei Beteiligungsprozessen mit jungen Menschen. Darüber hinaus beraten wir zur Antragstellung aus dem Kinder- und Jugendförderplan des Landes NRW.
Wir arbeiten landesweit eng mit der Servicestelle Kinder- und Jugendbeteiligung NRW im LWL-Landesjugendamt zusammen.
Die meisten Entscheidungen in einer Kommune werden von Erwachsenen getroffen. Warum sollten auch Kinder und Jugendliche mit einbezogen werden?
Anne Brülls: Gesellschaftliche und globale Entwicklungen betreffen junge Menschen häufig besonders. Sie tragen kommunale Entscheidungen mittel- und langfristig mit.
Kinder und Jugendliche haben ein Recht auf Beteiligung. Die UN-Kinderrechtskonvention sollte verbindlicher umgesetzt werden, denn junge Menschen sind Expert*innen in eigener Sache. In Nordrhein-Westfalen werden die Beteiligungsrechte im 3. Ausführungsgesetz zum Kinder- und Jugendhilfegesetz konkretisiert: Kinder und Jugendliche sollen an allen Planungen, Entscheidungen und Maßnahmen beteiligt werden, die ihre Interessen berühren. Für gute und nachhaltige Entscheidungen dürfen wir auf die Expertise junger Menschen nicht verzichten.
Welche Themen oder Bereiche halten Sie für besonders relevant, wenn es um die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen geht?
Anne Brülls: Im Gespräch mit jungen Menschen gibt es viele Themen, die sie bewegen: Von Schultoiletten, über Mobilität, Verkehr, Infrastruktur sowie Bildungs- und Freizeitangebote, bis hin zur Gestaltung von Spiel- und Freiflächen ist alles dabei. Kinder- und Jugendbeteiligung ist wichtig, um aktuellen und zukünftigen Herausforderungen zu begegnen.